Wildbienen

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Wildbienen sind nicht wild lebende Honigbienen, wie viele Menschen denken. Es sind Insekten, die in Deutschland mit über 600 Arten, in Mitteleuropa mit rund 700 Arten und weltweit mit etwa 20.000 Arten eine erstaunliche Vielfalt hervorgebracht haben. Im Gegensatz zur staatenbildenden Honigbiene sind sie meist als Einzelgänger unterwegs und leben ein ziemlich anderes, aber genauso faszinierendes Leben. Ebenso wie die Honigbienen haben Wildbienen eine große Bedeutung als Bestäuber von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen und sind daher auch von entscheidender Relevanz für den Erhalt der biologischen Vielfalt (Biodiversität). Während der Blühperiode stellen wir regelmäßig eine besondere Wildbiene des Monats vor.

Abgesehen von Hummeln fliegen die meisten Wildbienen als Einzelgänger durchs Leben. Man nennt sie deshalb auch Solitär- oder Einsiedlerbienen. Sie haben keinen Honig zu verteidigen, weshalb ihr Stachel winzig ist und die menschliche Haut nicht durchdringen kann. Im Frühjahr ist für viele Arten Paarungszeit, wobei die kleineren Männchen die größeren Weibchen meist am Boden oder auf Pflanzen sitzend begatten. Dann trennen sich ihre Wege wieder. Die Männchen sterben bald, während die Weibchen für die Brut sorgen. Während ihrer vier- bis sechswöchigen Lebensdauer sorgen die meisten Wildbienen für zwanzig bis vierzig Nachkommen. Meist legen sie ihre Eier in selbst gebaute Bruträume, in denen sich ihre Eier über Larven und Puppen hin zu erwachsenen Bienen entwickeln. Die Entwicklungsdauer unterscheidet sich von Art zu Art sehr. Die meisten Arten überwintern als Puppen oder erwachsene Tiere in ihren Brutzellen, bevor sie im nächsten Frühjahr ausfliegen. Der Aktionsradius der solitären Bienenarten ist mit meist 70 bis 300 Metern sehr viel geringer als der von Honigbienen.

Etwa ein Drittel der hiesigen Wildbienenarten ist auf ganz wenige Pflanzenarten spezialisiert. Wo diese Pflanzen fehlen, kommt die Biene nicht vor und umgekehrt. Weil Wildbienen keinen Imker haben, der sich um sie kümmert, müssen sie unbedingt immer beides in direkter Umgebung vorfinden: ihre speziellen Futterpflanzen, die Nektar und Pollen liefern, sowie Nistmöglichkeiten.

Bei über 600 Wildbienenarten verwundert es nicht, dass wir die unterschiedlichsten Nistplätze und “Wohnungseinrichtungen“ finden. Wie immer im Netz des Lebens versucht sich jede Art eine bestimmte Nische zu erobern und dort ohne allzu große Konkurrenz ihren Lebenszyklus zu durchlaufen. Wildbienen haben hier erstaunliche Methoden entwickelt, um ihre Nistplätze an den unterschiedlichsten Orten zu optimieren. Ein komplexes Gefüge von Vorhandensein an Futter, Lebensraumstrukturen und Nistplatzangeboten ist nötig, damit sich die eine oder andere Art in einer Landschaft zu Hause fühlt. Fehlen diese Strukturen verschwinden auch die Wildbienen.